Am vergangenen Wochenende fand die Ballettaufführung der Ballettschule Weber-Szymczak in Speyer statt, bei der ich in diesem Jahr zum ersten Mal aktiv an den Vorbereitungen beteiligt war. Was ich hierbei alles erlebt habe und wie es für mich war, eine Ballettaufführung mitzugestalten, möchte ich in diesem Artikel berichten.
Eine Ballettaufführung ist für alle Beteiligten immer sehr aufregend: Vor Publikum auf einer großen Bühne in tollen Kostümen zu tanzen – das ist der Traum so manch einer kleinen oder großen Tänzerin. Und natürlich ist so eine Aufführung auch immer die perfekte Gelegenheit, Eltern, Großeltern, Geschwistern, Freunden usw. zu präsentieren, was man gelernt hat.
Doch bevor es soweit war, gab es einiges zu tun. Die Proben für die große Aufführung begannen bereits einige Monate zuvor. Zuerst einmal musste ein Thema gefunden werden, aus dem dann die
Geschichte, die aufgeführt werden sollte, entstand. Die Grundidee für die diesjährige Aufführung war es, verschiedene Märchen und Geschichten und die Gegenüberstellung von Gut und Böse in die
Geschichte zu integrieren. So entstand die Geschichte mit dem Titel „Es war (k)einmal“, in der sowohl klassische Märchen, wie Dornröschen, und bekannte Geschichten, wie Arielle, die Meerjungfrau,
als auch eher neumodische Figuren, wie zum Beispiel Ladybug, ihren Platz fanden. Einige der Ideen kamen von den kleinen und großen Tänzerinnen selbst, wodurch die Geschichte sehr vielseitig
werden konnte.
Nachdem der „Grundriss“ der Geschichte stand, ging es an die Rollenverteilung. Es wurde entschieden, welche Gruppen welche Figuren verkörpern und es wurden auch die Hauptrollen an einzelne
Ballettschülerinnen vergeben. Hier gab es zum Beispiel die Dunkle Fürstin und die Rote Königin, welche die „bösen“ Charaktere darstellten, aber natürlich auch eine Gute Fee, die mit ihren vielen
Helfern gegen das Böse ankämpfte.
Auch die Musiksuche war von diesem Zeitpunkt an ein großes Thema. Es war nicht immer leicht, ein passendes Musikstück zu finden, das die Handlung, die dargestellt werden sollte, unterstreicht.
Eine besondere Herausforderung war es, Musik für die Tänze der bösen Figuren zu finden, die jedoch auch nicht allzu dramatisch sein sollte. Alles in allem ist die Musikwahl sehr vielfältig
ausgefallen und reichte von klassischen Musikstücken bis hin zu Instrumentalversionen von aktuellen Popsongs für die modernen Tanzstücke.
Nachdem auch dieser Punkt erledigt war, konnte es endlich an das Proben der einzelnen Tänze gehen. Beim Choreographieren der einzelnen Stücke für meine Gruppen ließ ich mich sowohl von der Musik
als auch von den Rollen an sich inspirieren. Beispielsweise nutzte ich die Vorstellung, wie man sich im bzw. durch Wasser bewegt, um Bewegungsmaterial für meinen Tanz für Arielle's Schwestern zu
finden und für den Tanz der Feuervögel ließ ich mich von den Flugbewegungen von Vögeln inspirieren. Aber auch das Beobachten meiner Kursteilnehmer im Unterricht inspiriert mich oft zu neuen
Bewegungen und auch hier konnten die Tanzschülerinnen eigene Ideen einbringen. Das Choreographieren und Erarbeiten der Stücke mit meinen Schülerinnen hat mir sehr viel Spaß gemacht, denn es ist
immer sehr interessant zu sehen, wie sich die Stücke aus der Grundidee heraus entwickeln und natürlich ist es auch spannend, dann das Endprodukt auf der Bühne zu sehen.
Bis es soweit war, standen jedoch noch zahlreiche Proben an, die gegen Ende auch einige Zeit an den Wochenenden in Anspruch nahmen. Da die Charaktere in einer Geschichte oftmals in vielen
verschiedenen Szenen vorkommen, war es nötig, mit mehreren Gruppen gemeinsam zu proben und natürlich musste es auch Durchlaufproben mit allen Darstellern geben, um einen Überblick über den
Verlauf des gesamten Stückes zu bekommen.
In dieser letzten Phase wurden auch die Kostüme und Requisiten immer wichtiger. Da die Ballettschule nun schon seit 40 Jahren besteht, konnte glücklicherweise auf den üppigen Kostümfundus
zurückgegriffen werden, aber auch hier war noch nicht alles Nötige vorhanden, sodass noch einiges an Sachen besorgt werden musste. Auch bei den Kostümen durften die Tanzschülerinnen eigene Ideen
mit einfließen lassen, was oftmals eine sehr große Hilfe war, um für alle Gruppen und Charaktere passende Kostüme zu finden.
Geschichte, Tänze, Musik, Kostüme, Ablauf – nachdem das alles soweit erledigt war, konnte es endlich auf die Bühne gehen. In der Woche vor der großen Aufführung fanden noch ein paar Bühnenproben
in der Stadthalle in Speyer statt. Dort musste auch noch einiges geklärt werden. Die Aufstellungen auf der Bühne und die Auf- und Abgänge mussten geprobt werden, da die Gegebenheiten auf der
großen Bühne doch um einiges anders waren, als im Ballettsaal. Am Tag vor der Aufführung gab es außerdem noch die Generalprobe, in der das Stück zum allerletzten Mal geprobt werden konnte, bevor
es den Zuschauern präsentiert wurde. An diesem Tag wurde auch zum ersten Mal vollständig mit Licht, Kostümen und Make-Up getanzt, was für alle Beteiligten sehr spannend war, da so nochmal ein
komplett neues Gefühl entsteht. Man konnte sehen, dass es nun langsam ernst wurde und die Darsteller sich nun noch mehr als zuvor in ihre Rollen hineinversetzen konnten und dem ganzen Stück so
noch der letzte Schliff verliehen werden konnte.
Und dann war es endlich soweit. Die großen Vorstellungen konnten beginnen und alle Beteiligten gaben ihr Bestes. Stolz wurde den Zuschauern das Endergebnis dieser aufregenden Probenzeit
präsentiert. Natürlich gehört der ein oder andere Patzer, der meist der Aufregung geschuldet ist, auch zu so einer Aufführung dazu, aber am Ende waren doch alle glücklich und zufrieden.
Auch ich selbst war sehr erfreut zu sehen, was aus meiner Arbeit als Tanzpädagogin und in diesem Falle auch Choreographin hervorgegangen war, auch, wenn der größte Teil dieser tollen Aufführung
natürlich auf die Leitung der Ballettschule zurückzuführen ist. Auch ohne die Unterstützung von den Eltern unserer Tänzerinnen wäre diese Aufführung natürlich kaum möglich gewesen. Hinter so
einer Aufführung steckt so viel mehr, als der Zuschauer letztendlich auf der Bühne sieht. Für mich war es die Arbeit wert, denn es war wirklich schön zu sehen, wie sich meine Schülerinnen in
diesem Prozess weiterentwickelt haben. Außerdem konnte ich wieder jede Menge eigene Erfahrungen sammeln, die ich für meine Arbeit und die Aufführungen, an denen ich eventuell in Zukunft mitwirken
werde, in jedem Fall nutzen möchte.
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