Die Pirouette ist eine der wohl bekanntesten Ballettbewegungen überhaupt. Gleichzeitig birgt sie auch einige Herausforderungen, welche es zu meistern gilt, bevor sie so leicht, elegant und präzise aussieht, wie man sie kennt.
Im folgenden Artikel möchte ich dir die vier Sachen aufzeigen, die meiner Erfahrung nach am wichtigsten sind, um sauber drehen zu können und dir gleichzeitig ein paar Tipps geben, wie du diese Dinge im Ballettunterricht oder auch beim selbständigen Üben umsetzen kannst.
1. Die Vorbereitung
Eine gute Vorbereitung ist eine wichtige Voraussetzung für eine stabile Drehung. Eine Pirouette kann aus vielen Positionen gestartet werden, am gängigsten sind hierbei die 4. und die 5. Position.
Um dich gut abzustoßen, ist es wichtig, vor der Drehung ein tiefes Plié zu machen. Daraus bekommst du auch deinen Schwung für die Drehung, indem du dich aus dem Plié heraus vom Boden abstößt.
Auch die Gewichtsverteilung ist bei der Vorbereitung von großer Bedeutung. Achte darauf, dass dein Gewicht mittig, tendenziell etwas mehr vorn auf den Füßen verteilt ist. Achte außerdem schon in der Vorbereitung auf deine Haltung. Halte deinen Oberkörper und dein Becken schon hier gerade, um später während der Drehung gut in deine Achse zu kommen. Hiermit wären wir auch schon beim zweiten wichtigen Punkt:
2. Die Achse
Eine Drehung erfolgt immer um eine Achse, so die Physik. Aber auch, wenn du von Physik nicht so viel verstehst, kannst du es schaffen, gute Pirouetten zu drehen, nämlich, wenn du weißt, wie du auf deine Achse kommst und während der Drehung auch in dieser bleibst. Hierfür kann es hilfreich sein, sich diese zu visualisieren. Stell dir vor, die Achse geht genau in der Mitte durch deinen Körper hindurch von oben bis unten zum Boden. Im Prinzip ist deine Wirbelsäule ein Teil der vorgestellten Achse. Deshalb ist es auch so wichtig, den Oberkörper während der Drehung ganz gerade zu halten und mit diesem vor allem nicht nach hinten auszuweichen, denn jede Abweichung von der Achse kann dazu führen, dass du aus der Drehung heraus kippst. Falls du merkst, dass dir das passiert, beobachte in welche Richtung du kippst und versuche bei der nächsten Drehung dagegen zu arbeiten.
Eine Sache, die du hierbei auch unbedingt vermeiden solltest, ist, deinen Schwung für die Drehung aus dem Oberkörper zu holen. Wenn du das machst, passiert es leicht, dass du deinen Oberkörper in die eine oder andere Richtung "verdrehst" und demzufolge mit diesem auch nicht mehr auf deiner Achse ausgerichtet bleibst. Achte deshalb darauf, wie oben im Punkt Vorbereitung schon beschrieben, dass der Schwung für deine Drehung nur aus den Beinen bzw. durch das Abstoßen vom Boden aus dem Plié kommt.
Außerdem kann auch deine Blickrichtung ausschlaggebend sein, wenn es darum geht, deine Achse beizubehalten. Wenn du zum Boden schaust, neigt dein Kopf auch dazu, sich nach unten und somit von deiner Achse weg zu bewegen. Deshalb ist es auch besonders wichtig, während der Drehung geradeaus zu schauen und den Kopf so in der Achse zu halten. Mehr dazu erfährst du auch in Punkt vier zum Thema Fokus. Außerdem ist es sehr wichtig, dass du schon während der Vorbereitung gerade in deiner Achse ausgerichtet bist, denn, wenn hier schon etwas schief ist - sei es das Becken, der Oberkörper, der Kopf oder auch die Beine - ist es sehr schwierig, dann später während der Drehung überhaupt auf die Achse zu kommen. Hierbei spielt immer auch die Verteilung des Gewichtes eine wichtige Rolle. Das Gewicht sollte immer gleichmäßig, bzw. mittig auf dem Standbein verteilt sein. Worauf du bei deinem Standbein außerdem achten solltest, erfährst du im nächsten Punkt.
3. Das Standbein
Während einer „normalen“ Pirouette ist es wichtig, dass du dein Standbein vollständig streckst, um stabil stehen, bzw. drehen zu können. Natürlich gibt es, vor allem in den modernen Tanzstilen, auch Drehungen, bei denen man im Plié dreht, aber all die verschiedenen Möglichkeiten von Drehungen zu erklären, würde wohl den Rahmen dieses Artikels sprengen. Also beschränken wir uns zunächst auf die klassische Variante der Pirouette.
Aus dem Plié, in dem du in der Vorbereitung bist, solltest du das Standbein schnell strecken, damit du direkt auf die Achse kommst. Versuche außerdem das Knie wirklich bis zum Ende der Drehung lang zu lassen und dann erst beim Landen wieder zu beugen. So kannst du sauber drehen und danach kontrolliert wieder absetzen. Für eine präzise Landung nach der Drehung ist auch der Fokus entscheidend, auf welchen ich nun im vierten und letzten Punkt genauer eingehen werde.
4. Der Fokus
Der Fokus ist bei einer Pirouette vor allem dazu da, nicht die Orientierung zu verlieren. Vielleicht kennst du es noch von damals, als du ein Kind warst, wenn du dich manchmal so lange im Kreis
gedreht hast, bis dir schwindelig geworden ist und auch alles um dich herum sich zu drehen schien. Das lag daran, dass du dich gedreht hast, ohne mit dem Blick einen festen Punkt zu fixieren,
also ohne den Fokus zu nutzen. Somit ist dieser dafür da, dass uns zum einen beim Drehen unserer Pirouetten nicht schwindelig wird und zum anderen auch, um nach der Drehung auch dort zu landen,
wo man landen möchte oder soll. Mein Tipp für dich also: Suche dir einen Punkt in deiner Augenhöhe und in der Richtung, wo du deine Pirouette beenden möchtest. Fixiere diesen Punkt schon bevor du
losdrehst und behalte diesen Punkt während der gesamten Drehung im Auge. Wenn du an den Punkt kommst, dass der Körper sich so weit dreht, dass du den Kopf nicht mehr auf deinen Punkt ausgerichtet
lassen kannst, dreh deinen Kopf blitzschnell zur anderen Seite um, sodass du deinen Punkt mit den Augen sofort wieder fixieren kannst. So schaffst du es, den Fokus während der gesamten Drehung
beizubehalten. Diese Koordination mit dem Kopf erfordert oft einiges an Übung, aber, wenn sich dein Körper einmal daran gewöhnt hat, wird es eine große Hilfe für dich sein und du wirst niemals
mehr die Orientierung verlieren.
Mehr zum Thema Fokus und eine kleine praktische Übung dazu findest du hier in meinem
Blogartikel: "Wird dir schwindelig bei deinen Pirouetten? - Dann tu' das!"
Das waren nun schon ziemlich viele Informationen und ich hoffe, dass ich dir damit schon einige Aha-Momente bereiten konnte. Wenn du jetzt voll motiviert bist, noch tiefer ins Thema Pirouetten einzusteigen, dann nimm' dir noch kurz Zeit, um dir das folgende Video anzuschauen:
Nun habe ich dir alle meiner Ansicht nach wichtigen Tipps für deine Pirouetten mit auf den Weg gegeben. Nur ein kleiner Ratschlag fehlt noch: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass an manchen Tagen weniger mehr ist. Wenn es also mal einen Tag gibt, an dem du übst und übst und die Pirouetten einfach nicht besser werden wollen, dann lass es für diesen Tag einfach erstmal gut sein. Du wirst sehen, am nächsten Tag wird es automatisch besser klappen. Warum das so ist, kann ich nicht genau sagen, aber manchmal muss man einfach erst einmal darüber schlafen und dem Körper Zeit geben, die neuen Informationen zu verarbeiten. Dann wirst du Schritt für Schritt immer sicherer. Also: Dranbleiben lohnt sich!
Nun wünsche ich dir viel Erfolg beim Üben!
Du hast noch weitere Fragen, Probleme oder Tipps zum Thema Pirouetten?
Dann schreib sie gerne in die Kommentare oder sprich mich gerne in der nächsten Ballettstunde darauf an. Ich freue mich darauf, dir dabei zu helfen, deine Pirouetten zu verbessern.
Eins deiner größten Ballett-Ziele ist es, tolle, saubere Pirouetten drehen zu können?
Vielleicht übst du schon seit längerer Zeit, aber deine Pirouetten wollen einfach noch nicht so klappen, wie du es dir wünschen würdest. Fühlst du dich
bei deinen Drehungen oft unsicher? Fällst du aus deinen Drehungen heraus oder bekommst du einfach nicht genügend Schwung?
Pirouetten sind ein sehr komplexes Thema und um herauszufinden, woran es bei dir noch liegt, dass es vielleicht noch nicht so klappt, wie du es dir wünschen würdest, brauchst du einerseits einen
Überblick über die wichtigsten Aspekte einer sauberen Pirouette und andererseits auch praktische Übungen und Tools zur Umsetzung.
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Sophie Papenhoff (Sonntag, 08 Dezember 2019 19:43)
Ich mache Ballett. Ich gucke immer Ballettfilme und ich kann auch eine Pirouette, aber nicht mehr als eine. Hat jemand einen Tipp?
Marie Völker (marie5678 and more) (Montag, 09 Dezember 2019 08:04)
Hallo Sophie!
Super, dass du die Pirouetten übst und auch schon eine kannst.
Bei zwei oder mehr Drehungen ist es wichtig, dass man lange stabil auf seiner Achse bleibt. Eine gute Balance spielt also eine wichtige Rolle! (Mehr Tipps zum Thema Balance findest du auf meiner Instagram-Seite und folgen auch bald hier. ;))
Versuche vor allem dein Standbein gestreckt zu halten und das Spielbein im Passé hochzuziehen und so lange wie möglich oben zu halten. Auch die Spannung im Oberkörper ist wichtig und natürlich der Schwung. Den bekommst du, indem du dich kräftig mit den Füßen vom Boden abstößt.
Du siehst, es sind einige Faktoren, die dabei zusammenspielen.
Ich hoffe, ich konnte dir helfen und wünsche dir viel Erfolg!
Bei weiteren Fragen melde dich gerne bei mir!
Liebe Grüße,
Marie
Linda (Donnerstag, 05 März 2020 20:44)
Hallo, ich mache erst seit ein paar Tagen die Pirouetten Übung mit Fokus. Nach 30 Minuten ist mir zwar nicht schwindelig, aber ich merke dass ich die Drehung nicht mehr ordentlich hinbekomme. Manchmal falle ich sogar obwohl die Drehung zu Beginn des Training perfekt saß. Es dauert oft einen Tag bis sich das wieder normalisiert. Ist das anfangs normal oder sollte sich das schneller einpendeln. Lieben dank für deine Erfahrung und Tipps. Lg Linda
Marie Völker (marie5678andmore) (Freitag, 06 März 2020 09:40)
Hallo Linda!
Das Phänomen, das du beschreibst, kann ich im Unterricht bei meinen Schülerinnen immer wieder beobachten und auch mir selbst passiert es oft, dass die Pirouetten, wenn man sie zu oft bzw. zu lange am Stück übt, ab einem gewissen Punkt wieder weniger gut klappen, als am Anfang des Trainings. Warum genau das so ist, kann ich leider nicht sagen, aber du siehst, das ist auf jeden Fall normal, da es meiner Erfahrung nach vielen so geht. Ich denke, dass der Körper oftmals einfach Zeit braucht, die neu gelernten Dinge und geübten Bewegungen zu verarbeiten und im System zu "speichern". Deshalb lass dich nicht verunsichern. Mach einfach, wenn du merkst, dass du an diesem Punkt bist, erstmal eine Pause. Oft hilft es, eine Nacht drüber zu schlafen und am nächsten Tag merkt man, dass es von selbst schon wieder viel besser klappt! Und, wenn man immer dran bleibt und regelmäßig übt, werden die Pirouetten auch kontinuierlich sicherer und besser.
Ich wünsche dir weiterhin ganz viel Erfolg!
Liebe Grüße,
Marie